Willkommen auf der "INSEL des VERTRAUENS"

   2019

Meine Schwiegermutter,

kennst du das, du begegnest jemandem zum ersten Mal und dieser Mensch hat sofort einen Platz in deinem Herzen. So erging es mir mit meiner Schwiegermutter. Sie war für mich, wie eine zweite Mama.

Wenn ich an sie zurückdenke – gibt es für mich eine Erinnerung, die Liebe zu Ihren Kindern und ihr Umfeld. Ihren Kindern ist sie mit soviel Liebe begegnet, dass diese heute noch zu spüren ist. Was sie so gar nicht mochte, war im Mittelpunkt stehen.

Als ich sie kennenlernte, war sie leider schon erkrankt. Sie erhielt Chemotherapie und Bestrahlung. Doch ihr Lachen hat sie behalten, auch wenn es für Sie definitiv nicht immer einfach war. Dann kam der Anruf, dass sie ins Krankenhaus musste, sie hatte seit mehreren Tagen nicht mehr richtig gegessen und getrunken. Damit es für sie nicht zu anstrengend wurde, fuhr mein Partner alleine ins Krankenhaus. Zwei Tage später fuhren wir zusammen hin und ich war so erschrocken, wie ich sie dort liegen sah. Während mein Mann an ihrer Seite saß, cremte und massierte ich ihre Füße. Das mochte sie so gern. Als wir uns verabschiedeten, ging ich ganz nah an ihr Ohr und flüsterte ihr zu, „Dass ich sie liebhabe und sie gehen kann, wenn sie möchte“. Später sagte ich zu meinem Mann, dass wir zum Abend hin noch einen Anruf erhalten würden, wo uns mitgeteilt wird, dass sie verstorben sei. So trat es dann auch ein.

Bei ihrem Tod erlebte ich das erste Mal eine Aufbahrung. Irgendwie graute es mir total davor. Doch ich wollte meinem Partner zur Seite stehen und auch meiner Schwiegermutter eine Ehre erweisen. Was ich dann sah, übertraf alles. Sie lag im Sarg, als ob sie friedlich schlafen würde. Mir ging das Herz auf, trotz der Trauer die ich in mir trug. Ein Schmunzeln kam da wohl auf meine Lippen. Denn wie wir alle da um den Sarg standen, die Sonne schien genau auf ihr Gesicht – hatte man den Eindruck, sie setzt sich gleich auf und fängt an zu schimpfen, weil sie in diesem Moment so im Mittelpunkt war. Diese Aufbahrung strahlte soviel Liebe aus, weil sie so war, wie sie war.

Ich bin dankbar, für die Zeit – die wir noch miteinander hatten.