Willkommen auf der "INSEL des VERTRAUENS"

   2016

Ein früherer guter Freund

Mitte der 90er lernten er und ich uns kennen. Die Chemie passte auf Anhieb, er wurde für mich wie ein großer Bruder. Wir verbrachten oft die Abende miteinander und quatschten über Gott und die Welt. Wenn irgendwas im Argen lag, wurde es sofort angesprochen. Dann geschah das, was ich nicht im leisesten geahnt hätte. Wir zerstritten uns. Auslöser, war ein Gespräch mit einem Außenstehenden, dem die Freundschaft ein Dorn im Auge war und falsche Dinge über mich erzählte.

Irgendwann zog ich aus dem Ort weg. Wir verloren uns mehr und mehr aus den Augen, gerade auch durch den nicht beigelegten Streit. Doch immer wenn ich in dem Ort war, ging ich da vorbei wo er wohnte – doch ich war zu stolz und zu stur – den ersten Schritt zu machen.

Als ich bereit war auf ihn zuzugehen, erfuhr ich das er verstorben sei. Was war ich entsetzt, er war noch so jung gewesen und das schlimmste für mich, wir konnten uns nicht mehr aussprechen. Ich war wütend auf mich, dass ich es nicht früher geschafft habe den Gang zu wagen.

Für mich habe ich dann irgendwann mein persönliches Abschiedsritual durchgeführt. Ich setzte mich hin und schrieb ihm einen Brief, so als wenn er mir gegenübersitzt und ich das gerade alles sagen würde. Während des Schreibens – hatte ich eine Kerze angezündet und mich voll in mich zurückgezogen und mich ganz auf das schreiben, die Gefühle und die Worte eingelassen. Danach wurde der Brief später verbrannt im Ofen und dem Universum übergeben.

Aus all dieser Erfahrung, habe ich mir mitgenommen, klärende Gespräche nicht mehr auf die lange Bank zu schieben und diese zeitnah durchzuführen, da man nie weiß wie lange wir noch haben.