Meine Oma,
an sie habe ich viele Erinnerungen. Eine werde ich nie vergessen. Sie hatte Gulasch vorgekocht und dann beiseite gestellt für den nächsten Tag. Doch meine Schwester und ich liebten es – wenn sie kochte, denn es war so lecker. Was machten wir, die Finger nicht von dem Gulasch lassen. Am nächsten Tag war kaum noch Fleisch da, dafür viel Soße. Meine Oma war im ersten Moment geschockt und erbost, im nächsten Moment bekam sie einen Lachflash – mit dem Kommentar „Hätte ich mir ja denken können“. Sie improvisierte und alles war gut.
Doch es gab es auch traurige Zeiten für Sie, diese haben wir allemal im Leben. Doch von einem hat sie sich nie erholt und es schmerzt heute noch, bei dem Gedanken daran, was sie durchgemacht hat. Ihr einziger Sohn starb knapp zwei Jahre vor ihr. Da sie ca. 500 km weit weg wohnte, war mal eben ein Besuch auf eine Tasse Kaffee bei ihr, nicht so einfach umzusetzen.
Lange Zeit hatte ich noch Schuldgefühle nach ihrem Tod. Denn ich rief sie ein paar Tage vor ihrem Tod noch an und ihre Nachbarin kam gerade herein. Sie bat mich, später zurück zu rufen. Doch wie es manchmal so passiert, dann kommt das noch, dann dieses und der Anruf ist vergessen. Jeden Morgen nahm ich mir vor, Sie heute anzurufen, doch wieder kam etwas dazwischen. Dann war der Tag, morgens bei meiner Tasse Kaffee – schrieb ich mir einen extra großen Zettel „Oma anrufen nicht vergessen“. Dann erhielt ich am frühen Vormittag den Anruf, dass sie gestorben ist.
Die Schuldgefühle, nahmen sehr überhand – viele Jahre habe ich sie mit mir herumgetragen. Irgendwann in eine visuelle Schublade gesteckt. Doch diese sprang über 10 Jahre später auf und dann habe ich mich an die Gefühle begeben und verabschiedet.