Willkommen auf der "INSEL des VERTRAUENS"

    2002

Mein Papa - er fehlt mir heute noch. Doch ich weiß auch, dass ich ihn wiedersehe, wenn meine Zeit gekommen ist.

Mein Papa erkrankte mit 49 unheilbar und wurde künstlich ernährt. Das war ein Riesenschock für mich und meine Geschwister. Er war doch noch so jung und dann auf einmal ein Pflegefall. Er war kaum ansprechbar – konnte die ersten Wochen noch mit Augenzwinkern antworten. Es war schrecklich, als Tochter mit ansehen zu müssen – wie sehr der eigene Vater leidet und das in diesem Alter.

Es tat in der Seele weh, ihn da liegen zu sehen und nichts machen zu können. Denn zu dieser Zeit gab es leider noch keine Patientenverfügung.

Nach eindreiviertel Jahr hörte sein Herz dann auf mit schlagen. Er war in dieser Zeit noch 51 Jahre alt geworden.
Durch diesen langen Weg, den man mit ihm gegangen ist – war sein Sterbetag, eine Erlösung für ihn und auch für uns alle. Der Weg ihn zu besuchen, ihn am Leben noch immer teilhaben zu lassen, durch Erzählungen aus dem Alltag – fehlte.

Durch persönliche familiäre Umstände – merkte ich nicht, dass ich ins Funktionieren kam und meine Trauer um ihn verschloss. Ich sagte mir immer wieder „Er ist jetzt erlöst, es geht ihm gut, da wo er jetzt ist. Er leidet nicht mehr“. Dieser Satz hat mir immer wieder geholfen, dachte ich damals.

Viele Jahre später, kam der Tag und die Schublade öffnete sich und der ganze Schmerz und die Trauer brach über mich herein. Ich wusste am Anfang überhaupt nicht, was geschah, wohin damit – wie damit umgehen. Doch ich stellte mich der Trauer und nahm sie an. Ließ meinen Tränen freien Lauf, schrieb ihm Briefe um sie dann im Feuer zu verbrennen, redete mit ihm, als sei er nur einen Raum vor gegangen. Das alles half mir persönlich in meiner späten Trauer um meinen Papa.